SV Fortschritt Glauchau e.V.

Peer Kluge Interview

Peer Kluge beim Interview im Juni 2009

Peer Kluge beim Interview im Juni 2009

Im Juni 2009 besuchten wir den Cluberer Peer Kluge für ein Exklusivinterview für die Homepage von Fortschritt Glauchau. Darin erzählt er über seine Chemnitzer Wurzeln, seine Erfahrungen mit Trainerfuchs Hans Meyer und über die Zukunft des ostdeutschen Fußballs.

Interview mit Peer Kluge – Profi vom 1. FC Nürnberg

Peer, Du bist in der Sommerpause zu Besuch in Chemnitz. Verschlägt es Dich noch oft in Deine alte Heimat? 

Immer wenn ich frei habe oder wenn wir länger Pause haben komm ich hier her. Meine Freunde und Familie leben hier und es ist immer schön, wenn man die mal besuchen kann.

Du warst ja beim CFC, bei Gladbach und bist aktuell beim Club in Nürnberg unter Vertrag – Wie begann Deine Karriere, wo genau hast Du angefangen?

Ich habe auf dem Dorf beim meinen Eltern in Lichtenau gekickt mit ein paar Jungs, die mein Vater trainiert hat. Dann bin ich mit sechs oder sieben nach Karl-Marx Stadt, wie das damals noch hieß, bei einem Sichtungslehrgang gewesen und dann haben die mich direkt genommen und ich habe angefangen dort Fußball zu spielen.

Wolltest Du schon immer Fußballprofi werden?

Klar, als kleines Kind träumt man natürlich davon, aber es sind ja nur Träume. Aber nach einer gewissen Zeit merkt man ja ob man es schaffen kann oder nicht und dann habe ich natürlich schon das Ziel verfolgt Profifußball zu spielen.

Haben Dich Deine Eltern dabei unterstützt?

Ja, meine Eltern haben mich immer unterstützt. Ich bin ja auf die Sportschule in Chemnitz gegangen und das waren 15 bis 20 km zu mir nach Hause und die haben mich immer früh in die Schule gefahren und nach dem Training wieder abgeholt.

War Dein Vater selbst Fußballer?

Ja der war ein guter Spieler. Bis ganz nach oben hat es aber nicht gereicht.

Hattest Du ein Vorbild als kleiner Junge?

Nicht direkt. Damals zu FCK-Zeiten Rico Steinmann vielleicht.

Hast Du jetzt aktuell als Profispieler jemanden den Du bewunderst?

Nein.

Der Club hat den Aufstieg in die 1. Liga in den Relegationsspielen gegen Cottbus perfekt gemacht. Wie empfandest Du die Relegationsspiele?

Erst mal fand ich es aus unserer Sicht ein bisschen unfair, weil jedes Jahr vorher die ersten Drei direkt aufgestiegen sind. Wir sind ja in dem Sinn etwas bestraft worden. Wir hätten es geschafft direkt aufzusteigen als Dritter, aber durch die Relegationsspiele sind wir in meinen Augen ein wenig bestraft worden. Das war schon ein enormer Druck, der auf uns gelastet hat, aber für Cottbus ja genau so. Von daher war schon eine gewisse Anspannung da, das kann man nicht wegdiskutieren. Ich denke auch, dass wir es ganz souverän gemacht haben und wir haben uns auch gesagt wenn wir aufsteigen, dass es so vielleicht sogar schöner ist.

Hattest Du im Hinterkopf, dass ein Ostclub dadurch absteigt oder hast Du darüber nicht nachdenken können?

Ja, es tat mir schon ein bisschen Leid für Cottbus, weil es der letzte Ostverein war, der in der 1. Bundesliga gespielt hat und da wir uns im Osten sowieso schwer tun im Fußball Fuß zu fassen. Aber das konnte mich da natürlich nicht so interessieren.

Was willst Du mit dem 1. FC Nürnberg in der kommenden Bundesligasaison erreichen?

Klassenerhalt. Das ist als Aufsteiger denke ich ganz klar. Wenn wir das schaffen, dann ist alles gut.

Uns „Freizeitkicker“ aus Kreisklasse und Kreisliga interessiert, wie Du Dich für jedes Spiel motivierst. Gibt es Rituale oder Angewohnheiten, die Du Dir angeeignet hast über die Jahre?

Rituale gibt es schon. Motivation ist für mich einfach das wir Spiele gewinnen und das ich für mich meine Leistung bringe und das ich mit mir im Reinen bin, ich mir nichts vorzuwerfen habe. Ich denke auch das jeder Fußballer abergläubig ist. Ich denke es gibt nur wenige, die da keine Rituale haben, aber meine, die verrate ich jetzt nicht (lacht).

Zur Spielvorbereitung und Motivation: Gibt es Hinweise oder Tipps, die Du uns mit auf den Weg geben kannst?

Ich denke bei euch in so kleineren Ligen gibt’s das ja nicht. Wir machen ja immer einer Videoschulung vorher, wie der Gegner spielt und dann weißt du auf welcher Position du bist und auf welchen Gegenspieler du triffst. Da stelle ich mir dann immer vor wie es ist gegen ihn zu spielen und was ich machen würde. So motiviere ich mich dann – positiv.

Schaust Du Dir auch ab und zu Spiele der unteren Ligen an?

Ja, wir fahren auch regelmäßig wenn Frankenberg spielt, da das mit der Familie zusammenhängt, dort hin.

Was glaubst Du macht den Fußball auf Bezirks- und Kreisebene besonders aus, was macht ihn interessant? Was ist charakteristisch für diesen Fußball?  

Ich denke der Spaß und das Zusammensein und danach ein Bierchen zu trinken. Ich glaube, dass das was anderes ist wenn Geld keine Rolle spielt. Da steht der Spaß im Vordergrund und danach ist geselliges Beisammensein.

Hast Du große Veränderungen bezüglich Trainingsmethoden durch Deine Vereinswechsel erfahren oder macht doch jeder Trainer am Ende die gleichen Übungen?

Also es gibt schon Unterschiede. Ich habe jetzt zweimal bei Hans Meyer trainiert, er hat seine Linie und die zieht er auch knallhart durch, die hat er auch nie verändert. Es gibt kleine Unterschiede zwischen den Trainern. Jeder hat seine eigene Philosophie, aber im Endeffekt geht ja alles auf das gleiche hinaus. In der Vorbereitung machst du ja nicht Wunderdinge, die du bei einem anderen Trainer nicht machst. Im Großen und Ganzen kann man schon sagen, dass das irgendwo gleich ist, obwohl jeder Trainer trotzdem noch seine Veränderungen vornimmt.

Welche Trainingseinheit ist für Dich persönlich am effektivsten, also bringt am meisten im Bezug auf Dein Spiel?

Wenn wir auf kleinem Raum mit vielen Leuten Ballbesitz spielen, ohne Tore um Schnelligkeit zu trainieren und schon bevor der Ball kommt zu wissen wo ich ihn hin spiele. Das haben wir das letzte Jahr viel gemacht in Nürnberg. Ich denke so haben wir dann auch Fußball gespielt.

Welche Übung könntest Du auch für uns empfehlen?  

Fünf gegen zwei, Kreis oder Ecke. Ich denke wenn man das spielt, das hilft schon. In der Mitte zusammen arbeiten und außen schnelle Kontakte und schnelles Spiel, das ist eine gute Übung.

Wie sieht Dein Wochenende aus, wenn mal kein Fußball ansteht?

Schlafen. Dann bissl rumgammeln. Dann schlaf ich meistens nochmal am Nachmittag. Abends gehen wir dann oft raus, Essen gehen oder auch mal weiter (lacht).

Was war für Dich in Deiner Karriere ein besonderes Highlight, welches Erlebnis wirst Du so schnell nicht vergessen?

Die ersten Spiele in der ersten Liga und der Aufstieg jetzt mit Nürnberg, das war schon schön. Auch die Jahre in der ersten Liga, die ich gespielt habe waren toll aber vor allem der Aufstieg war sehr schön.

Hast Du einen Traum, den Du Dir unbedingt noch erfüllen willst?

Ich denke man sollte schon Träume haben. Viele reden von Nationalmannschaft, aber ich denke bei mir ist das vorbei, der Zug ist abgefahren. Wenn ich jetzt noch sechs bis sieben Jahre gesund Fußballspielen kann, dann ist das schön.

Gibt es eine Schlagzeile die Du gern mal über Dich lesen würdest?

„Peer Kluge schießt Nürnberg zur Meisterschaft“, aber das ist ja Utopie. Aber das wäre schon cool. Man spielt ja auch Fußball um Titel zu holen. Mit 28 ist es ja auch noch nicht ganz vorbei, es wäre cool wenn ich nochmal ganz oben mitspielen könnte.

Wir haben ja vorhin schon kurz darüber gesprochen: Was glaubst du, wo es mit dem Ostdeutschen Fußball hingeht?

Es ist schwer, denn es gehört ja auch viel dazu, die Infrastruktur, das ist alles eine Geldsache. Ich denke, dass es im Osten schwer ist Vereine zu finden, die auf gesunden Beinen stehen und die mit denen aus dem Westen konkurrieren können. Jetzt wird es ja in Leipzig wieder versucht mit Red Bull. Ich hoffe, dass es funktioniert und der Ostfußball wieder ein bisschen nach vorne kommt. Ich drücke auch Chemnitz die Daumen. Rostock habe ich auch die Daumen gedrückt, dass die es noch schaffen. Es ist schwer in der heutigen Zeit, aber ich hoffe, dass es irgendwann wiedermal zwei bis drei Vereine gibt, die da oben anklopfen.

Zum Abschluss ein Ausblick auf die bevorstehende Saison: Wer glaubst Du wird deutscher Fußball Meister 09/10?

Ich denke Bayern, ganz klar. Nochmal so eine Saison wird es nicht geben. Man sieht ja auch wie sie jetzt investieren und das sie schon getroffen sind, dass Wolfsburg Meister geworden ist. Ich glaube da ganz klar an Bayern.

Und eine Prognose für den Club: Wie verläuft die kommende Erstligasaison?

Wenn wir nix mit dem Abstieg zu tun haben, schnell dort unten rauskommen und vielleicht früh gerettet sind, dann werden wir auch eine gute Saison spielen.

 

Vielen Dank an Peer Kluge für das Interview.

Das Interview führte Markus Elbers.